02/07/2024 0 Kommentare
Treppensegen
Treppensegen
Treppensegen
# Andachten und Predigten
Veröffentlicht von Andrea Wauer-Hoeflich am Sonntag, 7. Mai 2023 12:03
Treppensegen
- Treppen: …gibt es seit Menschen gedenken … Jedes ordentliche Gutshaus oder Schloss verfügt über eine Außentreppe: Sie wird vom Architekten oft als Würdemotiv eingesetzt: Der Besucher befindet sich beim hinaufgehen niedriger als die Person am Ende der Treppe. Er muss aufschauen zu dem oder der am Ende der Treppe. Es gibt wunderschöne Holztreppen in alten Wohnhäusern: in Eiche schwarz oder braun gebeizt, mit dekorativ geschnitzten Geländern und oft mit einem Zwischenabsatz für die alte Familientruhe oder das Harmonium der Uroma. Von ganz oben hat man einen guten Ausblick über das ganze Treppenhaus – wunderschön fand ich das als Kind. Und es gibt die Treppen der Leuchttürme an der Küste: fast 100 Stufen sind es zur Aussichtsplattform meines Lieblingsturms, uneben, ausgetreten, eng, ein Kordelgeländer an weiß gekalkten Außenwänden, und zwischendrin die viereckigen Gucklöcher und ganz oben dann den unverbauten Blick auf Dünen, Strandhafer, Sand und Nordsee. Treppen gibt es seit Menschen gedenken….. Schon ganz früh gelten Treppen als Verbindung zwischen Himmel und Erde. Wo sind Sie, wo seid ihr heute schon treppauf oder treppab gestiegen? War das draußen oder drinnen? Mit welchem Gefühl? Oder einfach so, weil es alltäglich ist- ohne groß nachzudenken? Was fällt euch und fällt Ihnen zu „Treppe“ ein? Mir fällt diese Geschichte ein:
- Treppe zum Schwimmbad, ein Erlebnis :Ich war etwas älter als ihr Konfis und mit meinem Chor auf Sommerfreizeit. Eine Woche voller Proben, die Stimmen jeweils einzeln und wieder zusammen, mit und ohne Orchester; die andere Woche war dann Konzerttournee – jeden Abend Auftritt! Die Stimme pflegen war oberstes Gebot, Schals fast Pflicht – trotz 25 Grad und Hochsommer– alles, was die Stimme hemmt oder beeinträchtigt- auch Schokolade oder Milch - war zu meiden- jedenfalls vor den Konzerten. Und die Parole war: sich bloß nicht erkälten! Also keinen Luftzug im Bus, Vorsicht bei Hitze und Schwitzen auf den Wanderungen und vor allem: Keinerlei Erlaubnis, das hoteleigene Schwimmbad im Untergeschoß zu benutzen. Blöd! Aber wir waren ja schlau! Angeführt von den Großen, über 18 Jahren, ging es also nächtens mit Schwimmzeug bewaffnet und auf leisen Sohlen durch das dunkle Treppenhaus hinunter ins Schwimmbad. Bloß kein Licht! Niemand solle was merken- schon gar nicht der „Chef“, so nannten wir unseren Chorleiter liebevoll. Schwimmen, einander untertauchen, lachen, quietschen – alles! - bloß nicht so laut und vor allem: im Dunkeln! Wir hatten unseren Spaß. Gemerkt haben wir nichts. Wieder angeführt von den Großen huschten wir - nach ich weiß nicht wie langer Zeit – im Dunkeln den Weg vom Schwimmbad zur großen Treppe zurück. Hansjörg war zuerst an der Tür zum Treppenhaus, tastete mit der Hand nach der Klinke und hatte die Gürtelschnalle des Chorleiters in der Hand. Der stand in voller Größe nun vor uns! – O je!- Das Donnerwetter übergehe ich jetzt.
- Jakob: Jakob ist heimlich unterwegs, auch nächtens und mit einem schlechtem Gewissen wie wir damals. Seinem Bruder Esau hat er nämlich den Segen des Vaters gestohlen. Seine Mutter Rebecca hat ihn losgeschickt weit weg, zu ihrer Verwandtschaft. Jetzt ist er auf der Flucht. Zur Nacht legt er sich hin und träumt. Im Traum sieht er eine Leiter, das hebräische Wort kann auch Treppe bedeuten. Und es ist Gott, der jetzt die Treppe zu ihm, Jakob, hinunter gestiegen ist – Gott steht im Traum direkt vor ihm. Und Jakob hört seine Worte: „Und siehe ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst.“ Das verspricht Gott dem Jakob, dem Lügner, dem Dieb. Und der wacht auf…. Erschrickt, dem heiligen Gott war er so nah – und das ohne es zu wissen. Und Jakob stellt einen Erinnerungsstein auf. Später wird ein Haus für Gott daraus. Und dieser Gott geht mit ihm und ist doch auch mit diesem Ort verbunden. Hier!
- Gott begegnen: „Gottesbegegnungen“ gibt es nicht mehr – schon gar nicht über Treppen oder Leitern. „Das sind Vorstellungen aus alter Zeit und Glauben ist überholt oder etwas für die, die das halt brauchen“… So höre ich es öfter - Echt jetzt? – Macht Konfirmation dann Sinn? Die Taufe bestätigen, mit Gott rechnen und mit ihm weiter durchs Leben gehen? Ich seh‘ das anders als so mancher Gesprächspartner, nicht nur weil ich Pastorin bin. Ich erlebe viele Gottesbegegnungen… Ihr seid im letzten Juni hier die Treppen hoch gestiegen zur Kanzel, habt kurzweilig gepredigt und so für mögliche Gottesbegegnungen gesorgt. Ich weiß, dass Eure Worte Menschen berührt haben. Und ihr alle seid in den letzten Monaten aufgestiegen in die Sphäre der biblischen Worte, im Unterricht in zeitgemäßem Deutsch: Ihr habt euch tiefgehende Gedanken gemacht, und ihr habt euch Verse ausgesucht, Segensworte für euren weiteren Weg. Euren Konfispruch habt ihr gewählt und aufgeschrieben. O doch - es gibt sie noch: die Gottesbegegnungen an Treppen – da steht dann Jakobs und Jesus Gott zwar nicht höchstpersönlich, aber er spricht mit euch.
Ihr kniet an dieser Stufe nachher, bekommt Gottes Worte für euren weiteren Weg gesagt.Ihr bekommt die Hände aufgelegt und so spürbar gesagt: „Und siehe ich in mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst“ . Und macht Gott seinen Segen nicht davon abhängig, wie gut und vorbildlich du bist. Und das ist gut so. Er will nur Vertrauen – so wie bei Jakob, und Jakobs Weg zeigt, dass Gottvertrauen sich bewährt, auch wenn das Leben „neben der Spur“ oder anders als gedacht verläuft oder wenn es gar Umwege nimmt
- Treppensteigersegen: Mit solchem Vertrauen,bewusst oder unbewusst, seid ihr im Juni 2022 angetreten. Eure Rückmeldungen zu eurem Konfi- Jahr zeigen den Teamern und mir: Wir hatten eine gesegnete Zeit: lustig war’s und Spaß hattet ihr, es war nett und gut und freundlich, eine gute Atmosphäre: bei Fotoshootings im Sommer hier im Ort für die KonApp und auch bei Schnee und Kälte beim Konfi- Walk; gute Stimmung im Sachsenhain oder im Perlengarten, mit und ohne Essen und Trinken. Und ihr habt sogar etwas gelernt. – Alles Zitate! Konfizeit, das ist Zeit Gott zu begegnen. Einen Segen an der Treppe wie damals teilt Gott immer noch aus. Auch dieses Jahr trifft er Konfis hier an den Altarstufen und verspricht euch: „Und siehe ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst.“
Kommentare